Gregor Gaida - Polygonales Pferd II | Einweihung der Skulptur am Kunst- und Skulpturenweg PURPLE PATH - 6. April 2024
Das Werk:
Fünf gleiche Vorderbeine eines steigenden Pferds, die in Segmente unterteilt und zu einer runden Form zusammengesetzt sind, überträgt der 1975 im polnischen Chorzów bei Katowice geborene und heute in Bremen lebende Künstler Gregor Gaida in eine skulpturale Groteske. Die serielle Setzung ihrer Gestalt erscheint wie ein surreales Traumbild eines Pferdes im Spiegelkabinett, das sich in Aluminiumguss manifestiert und in den realen Raum verschoben hat. Die lebensgroße Skulptur erinnert jedoch weniger an die Beine eines echten Pferdes als an reproduzierte Abgüsse von Reiterskulpturen, in denen das Tier als kraftvoll-dynamischer Unterbau erinnerungswürdiger Persönlichkeiten instrumentalisiert wird. Mit seiner Skulptur Polygonales Pferd II dekonstruiert und ironisiert Gaida die Pathosformel des Reiterdenkmals und schafft ein ebenso ironisches wie absurdes Sinnbild für das sich mit viel Kraft und Energie im Kreis drehende Selbst.
Statt den Reitern setzt Gaida mit seinem Werk dem Pferd ein Denkmal. Er thematisiert die symbiotische und zugleich ausgebeutete Rolle der Tiere in der menschlichen Gesellschaft und Arbeitswelt. Im mitteleuropäischen Bergbau trieben seit der frühen Neuzeit Pferde in so genannten Göpeln Wasserpumpen und Förderanlagen an. Das Prinzip des um eine vertikale Antriebswelle kreisenden Pferdes wurde im 19. Jahrhundert vom Bergbau auf die Landwirtschaft übertragen. Statt Schächte zu teufen, trieb die Pferdestärke nun Dreschmaschinen oder Obstpressen an. Das Dorfmuseum in Gahlenz / Oederan als Standort des Werks verweist auf einen der selten erhaltenen landwirtschaftlichen Pferdegöpel, die genannten Technologietransfer veranschaulichen.
Text: Ulrike Pennewitz / Alexander Ochs
Termin: 6. April 2024, 14 Uhr
Ort: Dorfmuseum Gahlenz
Ansprechpartner:
Volkskunstschule Oederan
Rolf Büttner
Freiberger Straße 29
09569 Oederan
Tel.: 03 72 92 / 50 70
www.volkskunstschule.de